22
Jan
2010

Notiz

Das Foto von Camus, auf dem wo er durch einen Spalt in einem Theatervorhang sieht. Seine Gespanntheit, sein großer Ernst. Der Neid aller auf den, der etwas Besonderes sieht. Alle Menschen sind Voyeure.

Blanche Balaine, eine Jungendfreundin Camus', die ihn charakterisierte als "Er war ein Mann mit sehr viel Herz, in dem für Liebe kein Platz war." Und ich dachte gleich: Wäre das nicht das Ideal? Den Frauen stets nah sein, wirklich und unbedingt - aber dabei keiner einzelnen verfallen?

 

13
Jan
2010

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11
Jan
2010

(Interieur)

Eine Hand auf einem Küchentisch streicht auf dem Wachstuch eine Art Haut. Eine Vase liegt zerschellt auf dem Boden, eine Schürze daneben geschüttet. Knapp über dem Brodeln der Milch auf dem Herd so ein gestricheltes, sich wie in Comiczeichnungen materialisierendes Elektro-Brizzeln: wie eine bösartige Art Nadeln fällt es aus der blanken Leitung in der Decke. Umgekehrt wurzeln aus dem unruhigen Fußboden nach oben strebend die Späne entsprechend irgendwelcher Feldlinien im Raum, und umher einer sorgfältig ausgesparten Stelle der Hand auf dem Tisch rieselt schon überall dieser Staub. "Wenn das Tischtuch dann endlich richtig liegt, empfinde ich ein tiefes Gefühl der Befriedigung." (Erika M., 37, Hausfrau aus G. im Stern.)

 

9
Jan
2010

Theaterkantine

Sie sagten mir, ich könne ruhig drinnen warten, da dürfe jeder rein. Und da saß ich dann mit meinen dreckigen Schneeschuhen. Und hatte nur noch Augen für die Frau in dem Giraffenkonstüm.

Nachdem ich stumm um irgendein Zeichen gebeten hatte, sah ich, dass einer S A U in seine Essensreste geschrieben hatte. So enttäuschend war das Glück? Happy new year, hätte sie ins leere Zimmer hinein gesagt. Und: Körperlicher Schmerz schmerze nicht, wenn das Herz gebrochen sei.

Ich überlegte, ob man in so einer Umgebung die Angst vor dem Pathos verliert? Ein Satz aus "Minna von Barnhelm" fiel mir ein, den ich seit Jahren mit mir rumtrage, aber noch nie anwenden konnte: Wer um die wahre Liebe kämpft, sollte nicht unvorbereitet siegen.

 

6
Jan
2010

schriftstelle

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5
Jan
2010

Facel Vega

"Es gibt nur ein wirklich ernsthaftes philosophisches Problem: Den Selbstmord." (Erster Satz im "Der Mythos von Sisyphos".)

Albert Camus hatte seinerzeit, 1960, mit dem Zug fahren wollen, er hatte leben wollen, aber war in den Facel Vega gestiegen, in dem er sterben sollte. Facel Vega, das war damals im Autoquartett - mit u.a. dem roten, unvorstellbar schnittigen Jaguar E - für mich auf dem Schulhof, irgendwann Mitte der sechziger Jahre, der schickste Wagen gewesen, der rätselhafteste, der unbekannteste auch. Ich glaube, er faszinierte mich wegen der so anders geschnittenen Windschutzscheibe, und außerdem der Anmutung von schwarzer Kompaktheit und Rasanz; ungefähr mit Francoice Hardy war er der erste Inbegriff französischer Eleganz; das Französische war damals noch mindestens gleichwertig mit allem Englischen.

Von Camus hörte ich richtig erst ein paar Schuljahre später, mehr als zehn Jahre nach der Nachricht von seinem Nobelpreis. Wegen ihm begann ich erstmals andere, ernsthafte Sache zu lesen, wegen ihm entschied ich mich dann selber für die Philosophie, weil ich glaubte, alle Erkenntnis könnte so einfach und wesentlich, so schnittig - so überzeugend zu lesen sein. Schon nach wenigen Semestern gab ich es auf.

(In Godards "Weekend" gibt's ein paar despektierliche Bemerkungen zum Facel. Ich habe auch in Frankreich nur selten einen gesehen, außerhalb Frankreichs nie einen. Und als ich nach einem Foto suche, um mich bildhafter zu erinnern, finde ich, dass jemand anderes ganz ähnliche, sogar genauere Erinnerungen hat [oder sie nachträglich präzisiert hat].)

 

3
Jan
2010

verspätet #2

Gegen Sieben die ersten Frühaufsteher. Sonntag Wie es draußen heller zu sein scheint, als an anderen Tagen später Drinnen beim Aufwachen: Unter Schneedecken. Gefangen die schwarzen Silhouetten der anderen Hinausstarrenden in ihren lichtgelben Fenstern.

 

2
Jan
2010

verspätet

Jedes Neujahr finde ich beim ersten Blick aus dem Fenster in meiner Dachrinne eine abgebrannte Rakete - und weil ich das Feuerwerk wie immer verpasst habe, erinnert es mich verzögert noch mal an meine Verspätung.

Und die SMS von Sylvester lese ich auch erst am 2. Januar.

Danke, Linda!
Auch für dich, Ramona.
Schlaf schön, Emma.
Gern, Monique!

 

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