5
Jan
2010

Facel Vega

"Es gibt nur ein wirklich ernsthaftes philosophisches Problem: Den Selbstmord." (Erster Satz im "Der Mythos von Sisyphos".)

Albert Camus hatte seinerzeit, 1960, mit dem Zug fahren wollen, er hatte leben wollen, aber war in den Facel Vega gestiegen, in dem er sterben sollte. Facel Vega, das war damals im Autoquartett - mit u.a. dem roten, unvorstellbar schnittigen Jaguar E - für mich auf dem Schulhof, irgendwann Mitte der sechziger Jahre, der schickste Wagen gewesen, der rätselhafteste, der unbekannteste auch. Ich glaube, er faszinierte mich wegen der so anders geschnittenen Windschutzscheibe, und außerdem der Anmutung von schwarzer Kompaktheit und Rasanz; ungefähr mit Francoice Hardy war er der erste Inbegriff französischer Eleganz; das Französische war damals noch mindestens gleichwertig mit allem Englischen.

Von Camus hörte ich richtig erst ein paar Schuljahre später, mehr als zehn Jahre nach der Nachricht von seinem Nobelpreis. Wegen ihm begann ich erstmals andere, ernsthafte Sache zu lesen, wegen ihm entschied ich mich dann selber für die Philosophie, weil ich glaubte, alle Erkenntnis könnte so einfach und wesentlich, so schnittig - so überzeugend zu lesen sein. Schon nach wenigen Semestern gab ich es auf.

(In Godards "Weekend" gibt's ein paar despektierliche Bemerkungen zum Facel. Ich habe auch in Frankreich nur selten einen gesehen, außerhalb Frankreichs nie einen. Und als ich nach einem Foto suche, um mich bildhafter zu erinnern, finde ich, dass jemand anderes ganz ähnliche, sogar genauere Erinnerungen hat [oder sie nachträglich präzisiert hat].)

 

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